Stadt Lübtheen
Geschichtlicher Überblick der Stadt Lübtheen und seiner Ortsteile

Im Südwesten des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern liegt die Stadt Lübtheen mit ihren Ortsteilen Bandekow, Benz, Brömsenberg, Briest, Garlitz, Gößlow, Gudow, Jessenitz, Jessenitz-Siedlung, Jessenitz-Werk, Langenheide, Lank, Lübbendorf, Neuenrode, Neu Lübtheen, Probst Jesar, Quassel, Trebs und Volzrade. Die Region um Lübtheen gehört zur Elbtalaue und zum Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe. Etwa 13 km von der Elbe entfernt, finden wir hier eine Heidelandschaft mit dichten Kiefernwäldern - die Jabel Heide.
Die Flüsse Sude und Rögnitz durchfließen das Gebiet. Westlich grenzt Lübtheen an das zum Landkreis Lüneburg gehörende Amt Neuhaus.
Die urkundliche Ersterwähnung fällt ins 14. Jahrhundert. Am 14. August 1363 verkauft Heinrich von der Hude seinen Anteil am Land Jabel an den Herzog Albrecht von Mecklenburg. In dieser Urkunde sind die drei Ortsteile Bandekow, Trebs und Volzrade ebenfalls erstmals urkundlich erwähnt.
Spuren erster Besiedlung lassen sich aber schon 3000 - 1600 vor unserer Zeitrechnung durch Funde von Kleingeräten wie Meißel, Messerklingen und Keilen im Raum belegen. Zwei in Lübtheen gemachte Funde aus der Bronzezeit, darunter ein größerer Hortfund, sind von besonderer Bedeutung. Slawische Stämme, die Schmeldinger und Polaben, siedelten seit dem 6. Jahrhundert am Unterlauf der Elbe.
Im Jahr 1640 wird Lübtheen Postort der kurfürstlich-brandenburgischen Fahrpost an der Strecke Berlin - Hamburg. Damit gewinnt der Ort zunehmend an Bedeutung, da sich dies auf die wirtschaftliche Entwicklung positiv auswirkte. Instandhaltung und Reparaturen von Wagen und Gerätschaften werden zur lohnenden Einnahmequelle für die ortsansässigen Handwerker. Die Versorgung der Reisenden bringt daneben zusätzliche Einnahmen für die Einwohner. Ab 1682 erhält Lübtheen dann eine eigene Pfarre und gehört nun nicht mehr zu Alt Jabel. Ein Antrag aus dem Jahre 1772, den Ort zum Marktflecken zu erklären, scheitert erstmal. Erst 1822 wird Lübtheen zum Marktflecken erhoben. Die Fertigstellung der Chaussee Hamburg - Berlin bringt für Lübtheen zunächst einen negativen Aspekt mit sich, denn das Hauptpostamt wird 1827 von hier nach Redefin, das direkt an der Straße von Hamburg nach Berlin liegt, verlegt.
Ein glücklicher Umstand war es dann schon, dass durch einen Zufall ein Gipslager bei Lübtheen entdeckt wurde. Im 19. Jahrhundert bestimmten dann der Gipsabbau und die Errichtung eines Gipswerkes die wirtschaftliche Entwicklung. Interessant ist auch: Beim Umbau des Schweriner Schlosses in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Lübtheener Gips vielfältig eingesetzt.
Neben den zahlreichen Stuckverzierungen ist auch das Reiterstandbild des slawischen Fürsten Niklot aus Lübtheener Gips. Zum Ende des 19. Jahrhunderts, nach erfolgreichen Probebohrungen zu Kalisalzlagerstätten, begann dann die Industrialisierung mit der Gründung von zwei Kalisalzgewerkschaften in den Jahren 1889 und 1895. In Jessenitz und Lübtheen wurden der Herzog-Regent- und der Friedrich-Franz-Schacht abgeteuft. Die Einwohnerzahl stieg in den folgenden Jahren durch den Zuzug vieler Bergbaufachleute auf fast das Doppelte.
Nach einem langen und vor allem sehr schwierigen Schachtbau konnten die Kalibergwerke 1901 und 1906 die Förderung aufnehmen. Eine Existenzzeit von jeweils rund 10 Jahren war beiden Unternehmungen nur beschieden, dann wurden sie durch Wassereinbrüche in den Jahren 1912 und 1916 vernichtet. Für Lübtheen bedeutete das den Wegfall von rund 1.000 Arbeitsplätzen und einen Rückgang der Einwohnerzahlen. 1938 wurde Lübtheen das Stadtrecht verliehen. Ab dem Jahre 1950 begann man in Lübtheen mit der Fahrzeugproduktion. Am Standort des ehemaligen Friedrich-Franz-Schachtes entstand das Fahrzeugwerk "Ernst Thälmann", in dem LKW- und Traktorenanhänger hergestellt wurden.
1989 waren hier 560 Mitarbeiter beschäftigt. Nach mehrfachen Privatisierungen des Fahrzeugwerkes und der 2003 erfolgten Firmenneugründung ist die BRÜGGEN Fahrzeugwerk & Service GmbH einer der großen Betriebe am Ort und setzt die seit sechs Jahrzehnten vorhandene Fahrzeugbauproduktion fort.
Die Rudolf Dankwart GmbH und die Maschinenbau Jessenitz GmbH sind als weitere wichtige Arbeitgeber zu nennen. Auf dem Gebiet der Landwirtschaft ist die Agrarproduktion Lübtheen e.G. der größte Betrieb. Daneben gibt es kleinere Landwirtschaftsbetriebe. Im Bereich des Handwerks gibt es mehrere erfolgreiche mittelständige Unternehmen.
Seit 1990 wurden viele Investitionen getätigt. Man begann ab 1994 mit dem Ausbau und der Sanierung von Straßen in Verbindung mit dem Bau der Abwasserkanäle. Das Gewerbegebiet und eine Industriestraße wurden erschlossen. Die Landesstraße 06 zwischen Pritzier und Lübtheen wurde außer der Sanierung auch verbreitert. Auch mit dem Ausbau der Straßenverbindung Richtung Vielank wurde begonnen. Mittlerweile ist die Straße fertiggestellt. Auch Radwege sind neben den meisten Straßen vorhanden.
Das Klärwerk Lübtheen wurde 1996 eingeweiht. Der Bestand der Häuser der Lübtheener Wohnungswirtschaft wurde zu einem großen Teil saniert und modernisiert. Zwei neue Wohngebiete "Am Waldesrand" und "Lanker Weg" wurden erschlossen und sind bis heute fast vollständig bebaut.
Zahlreiche städtische Bauprojekte wurden realisiert. Hier sind besonders zu nennen: die Bürgerbegegnungsstätte "Dat olle Amtsgericht", die Hans-Oldag-Halle als Sport- und Mehrzweckgebäude, das "Alte Küsterhaus" jetzt Museum, das schöne Backsteingebäude der Grundschule und des Schulhortes und die Lindenschule als heizkosten- und CO2-neutrale Schule, die im Juni 2011 eingeweiht wurde.
Im Jahr 2003 wurde auch das Lübtheener Feuerwehrgebäude umgebaut und erweitert und im gleichen Gebäude eine Rettungswache eingerichtet. Auch in den Ortsteilen Garlitz, Gößlow, Lübbendorf und Jessenitz wurden die Feuerwehrgerätehäuser umgebaut und vergrößert. An der Kindertagesstätte "Am Wiesengrund" gehen die Arbeiten weiter. In den vergangenen Jahren wurde schon sehr viel in die Sanierung der Innenräume und der Außenfassade investiert.
Ortsteile Jessenitz, Volzrade, Benz, Briest, Jessenitz-Siedlung und Lank
Diese Ortsteile gehörten bis zum Anschluss an die Stadt Lübtheen zur Gemeinde Jessenitz. Sie liegen im Südwesten des Stadtbereiches und grenzen im Westen an das Amt Neuhaus. Seinerzeit noch kein eigenständiges Dorf, sondern zugehörig zu dem der Familie v. Pentz gehörenden Gut Volzrade erfolgte die erste urkundliche Erwähnung von Jessenitz im Jahre 1363. Im Verlaufe des 30-jährigen Krieges wurde Volzrade dreimal ausgeplündert und letztendlich total niedergebrannt. Nach dem 30-jährigen Krieg erfolgte der Bau einer Windmühle, die über 200 Jahre von verschiedenen Mühlenpächtern, zuletzt von Diedrich Chrysander, dem Vater des Professors Friedrich Chrysander, betrieben wurde.
Nach dem Verkauf von Jessenitz an Charles Beßler im Jahre 1885 erfolgte am 01.06.1886 die Gründung der Schachtbaugesellschaft Jessenitz zu Schwerin, deren Aufgabe die Abteufung des Schachtes in Jessenitz - jetzt Jessenitz-Werk - war. Am 18.10.1900 erhielt dieser Schacht durch den Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg den Namen "Herzog-Regent-Schacht". Im Jahre 1890 wurde von Charles Beßler das Schloss Jessenitz erbaut.
Ortsteile Gößlow, Bandekow, Lübbendorf und Neuenrode
Diese Ortsteile bildeten bis zum Anschluss an die Stadt Lübtheen die Gemeinde Gößlow. Sie liegen im Osten des Stadtbereiches.
Die Gründung des Dorfes Goreslawe (später Gößlow) fällt in die Zeit um 1230 (das genaue Jahr ist urkundlich nicht belegt). Bei der ersten in Mecklenburg durchgeführten Volkszählung wurde am 24. August 1819 festgestellt, dass es in Gößlow 96 Einwohner gibt mit den Familiennamen Barck, Brandt, Döppe, Godenrath, Graden, Grothe, Hagen, Moldt, Pätow, Prahl, Rump, Rumpf, Schell, Schwabow und Wolter. Ab dem Jahr 1842 beginnt eine sehr wechselvolle Geschichte Gößlows, während in kurzen Zeitabständen immer wieder die Besitzer des Gutes Gößlow wechselten. Schließlich wurde das Gut am 17. Februar 1931 an Sir Henry (Heinrich) Deterding, dem Gründer und Direktor der Holländischen Royal Dutch Petroleum Company, die durch Vereinigung mit der Shell Company zum zweitgrößten Ölkonzern der Welt wurde und jahrzehntelang blieb, verkauft. Der damalige Preis betrug 150.000 Mark. Im Jahr 1937 ging das Eigentum an Gößlow durch Schenkung in eine Stiftung über, durch die die Aufsiedlung erfolgte. Der Ortsteil Gößlow feiert im Mai 2007 sein 777-jähriges Bestehen.
Ortsteile Garlitz, Brömsenberg, Gudow und Langenheide
Diese Ortsteile bildeten bis zum Anschluss an die Stadt Lübtheen die Gemeinde Garlitz. Sie liegen im Nordwesten des Stadtbereiches. Im Westen grenzt Garlitz an das Amt Neuhaus, das zum Landkreis Lüneburg gehört. Urkundlich wurde Garlitz erstmalig um 1520 in den Lehnakten als domaniales (herzogliches) Bauerndorf erwähnt. Im Jahr 1590 vermerkte der Neuhauser Amtsschreiber Manecke in seinem Grenzbuch, dass "an der Gudow im Wasser der Rögnitz der Zöllner von Garlitz, Jürgen Magdeburg, einen Schlagbaum hat setzen lassen". Hiermit war die Zollstelle Garlitz - der Grenzzoll wurde erst 1868 wieder abgeschafft - eingerichtet. Die Besiedlung des Dorfes Garlitz-Brömsenberg ging auf eine Verordnung des Landesfürsten Christian Ludwig von 1753 zurück, in der dieser den Büdnerbau für das Dorf befahl. Die Verwaltung des Dorfes Garlitz-Brömsenberg wurde zuächst dem Schulzen von Lübtheen übertragen. Erst im Jahre 1811 wurde der Ortschaft ein eigener Schulze gestellt, im Jahr 1835 in Brömsenberg eine Wassermühle erbaut.